WoW Midnight Beta: Das neue Standard-UI im Überblick
World of Warcraft Midnight bringt nicht nur neue Inhalte, sondern auch ein überarbeitetes Standard Interface mit. Weil Addons eingeschränkt werden und einige Klassiker wie WeakAuras oder Details so nicht mehr funktionieren, wird das Default-UI plötzlich richtig wichtig. Also habe ich mir in der Midnight-Beta ganz genau angeschaut, was Blizzard schon eingebaut hat, wo es hakt – und wie weit man damit realistisch spielen kann.
Warum das neue Standard Interface jetzt so wichtig ist
Bisher war das Leben einfach: Addons wie Bartender, Plater, DBM, WeakAuras und Details haben fast jeden Aspekt des Interfaces übernommen. Mit Midnight verschiebt Blizzard aber viele dieser Funktionen ins Spiel selbst – und beschneidet gleichzeitig die Addon-Möglichkeiten. Deshalb lohnt es sich, das Default-UI nicht mehr als Notlösung zu sehen, sondern als Basis, auf der man wirklich spielt.
In der Beta zeigt sich schon sehr deutlich: Optisch ist das neue Standard Interface stark. Modernere Designs, klare Schriften, coole Effekte. Gleichzeitig fehlen an vielen Ecken noch Feinheiten, die man jahrelang gewohnt war. Es fühlt sich ein bisschen an wie: „Wir holen alles ins Spiel, was Addons bisher gemacht haben – sind aber noch nicht ganz fertig“. Und genau dazwischen bewegen wir uns aktuell.
Aktionsleisten und Rotationshilfe: stark, aber mit nervigen Limits
Die Aktionsleisten sind der offensichtlichste Teil des neuen Interfaces. Im Bearbeitungsmodus lässt sich fast alles verschieben, skalieren und in Reihen und Spalten aufteilen. Horizontale Bar am unteren Bildschirmrand, vertikale Leiste an der Seite, mehrere Leisten übereinander – alles kein Problem. Außerdem kann jede Leiste separat ein- und ausgeblendet werden, sogar nur im Kampf oder ganz versteckt.
Genau hier steckt aber auch ein großes Ärgernis: Die erste Aktionsleiste lässt sich nicht vollständig ausblenden. Wer ein super cleanes Interface ohne sichtbare Buttons spielen möchte und seine Keybinds auswendig kennt, steht im Moment vor einer Wand. Alle anderen Bars kann man verschwinden lassen, doch die zentrale Leiste bleibt. Dazu kommt: Versteckte Leisten nehmen weiter Eingaben an, lassen sich aber im versteckten Zustand nicht sinnvoll bearbeiten. Fähigkeiten rausziehen oder schnell umbauen funktioniert so nur mit Umwegen.
Positiv ist dagegen die eingebaute Rotationshilfe. Fähigkeiten werden mit einer blauen Umrandung hervorgehoben, wenn sie als nächstes in die Rotation passen. Im Prinzip ist das ein One-Button-Assistent ohne One-Button: Du drückst einfach die Taste der Fähigkeit, die optisch hervorgehoben wird. Und im Gegensatz zu automatisierten Hilfen gibt es hier keinen Malus auf die globale Abklingzeit. Für Einsteiger oder neue Specs ist das ein echter Mehrwert – solange man seine Leisten auch wirklich sieht.
Bosswarnungen und Abklingzeitenmanager: DBM trifft WeakAura-Light
Mit Midnight zieht Blizzard zwei große Themen direkt ins Standard Interface: Bosswarnungen und einen Abklingzeitenmanager. Beides zielt klar darauf ab, bekannte Addons teilweise zu ersetzen.
Bosswarnungen: integrierter Kampfhelfer
Die neuen Bosswarnungen erinnern stark an DBM, BigWigs und diverse Timelines aus WeakAuras. Über dem Charakter erscheint eine Leiste, auf der eingehende Bossfähigkeiten mit Symbol, Timer und Priorität angezeigt werden. In den Optionen lässt sich einstellen, ob alle, nur mittlere oder nur kritische Warnungen auftauchen sollen. Auch Textmeldungen und Filter wie „nur wenn ich selbst betroffen bin“ sind möglich.
Stark ist außerdem, dass sich das Element frei verschieben und anpassen lässt: horizontal oder vertikal, Icon-Größe, Spellname an oder aus. Was derzeit noch fehlt, ist eine richtig feine Steuerung, welche Fähigkeiten überhaupt angezeigt werden. Ideal wäre eine Verknüpfung mit dem Abenteuerführer, in dem man Häkchen pro Boss-Skill setzen könnte. In der Beta wirkt das System optisch sehr rund, aber funktional noch wie Version 1.0.
Abklingzeitenmanager: eigene Cooldown-Zentrale
Der Abklingzeitenmanager besteht aus mehreren Bereichen: einer großen Leiste für „essentielle“ Cooldowns, einer kleineren für „strategische“ Fähigkeiten und einer Zone für Buffs und Effekte. Alles lässt sich im Bearbeitungsmodus frei verschieben und in Spalten, Reihen, Symbolgrößen und Ausrichtung anpassen. Wichtig: Die Reihenfolge der Fähigkeiten in den Leisten lässt sich endlich manuell ändern. Das macht das Feature überhaupt erst praktikabel.
Spannend wird es bei den fortgeschrittenen Einstellungen. Für jede Fähigkeit kann man eigene Hinweise anlegen: Soundeffekte oder sogar Text-to-Speech, wenn der Cooldown wieder bereit ist oder eine Aufladung zurückkommt. Das erinnert sehr stark an frühere WeakAura-Sounds, ist nun aber offiziell im Spiel. Zwar liest das System aktuell immer nur den Fähigkeitsnamen vor, aber allein die Möglichkeit, Audiofeedback ohne Addon zu nutzen, ist ein großer Schritt.
Weniger gelungen sind die sogenannten „verfolgten Leisten“ – Timer-Balken für Buffs und Defensiv-Cooldowns. Die Balken sind optisch schön, aber starr sortiert. Dadurch entstehen hässliche Lücken zwischen den Bars, wenn nicht alle Effekte aktiv sind. Dynamische Gruppen, die sich wie in WeakAuras automatisch zusammenziehen, wären hier deutlich angenehmer und auch platzsparender.
Nameplates und Schadensanzeige: schönes Design mit Kinderkrankheiten
Die Nameplates wurden in Midnight deutlich aufgehübscht. Blizzard bietet mehrere vordefinierte Styles: von klassisch über modern mit Rahmen bis hin zu sehr schlanken Thin-Varianten oder einem Fokus-Stil, bei dem der Zauberbalken im Vordergrund steht. Größe der Plaketten, Buff- und Debuff-Symbole, Abstände, Aggro-Markierungen – alles lässt sich relativ komfortabel einstellen. Wichtige Zauber können hervorgehoben werden und es ist sichtbar, wer das Ziel eines Casts ist.
Genau da, wo es für M+-Spieler spannend wird, bricht das System allerdings ein: beim Stapeln der Nameplates. Sobald mehrere Gegner im Spiel sind und die Option „Namensplaketten stapeln“ aktiv ist, verrutschen einzelne Platten teilweise weit weg von den Mobs. In Fünfer- und größeren Pulls wird das schnell unspielbar, weil du nicht mehr sicher sagen kannst, welcher Balken zu welchem Gegner gehört. Ohne Stapeln ist es erträglicher, aber deutlich unübersichtlicher. Hier muss Blizzard dringend nacharbeiten, sonst führt kein Weg an externen Lösungen vorbei – sofern es sie überhaupt noch geben darf.
Ebenfalls neu, aber noch nicht vollständig implementiert, ist die Schadensanzeige. Optisch wirkt das eingebaute Damage-Meter extrem aufgeräumt: klare Balken, moderne Schrift, wahlweise klassisch breite Leisten oder sehr dünne Minimal-Varianten. Geplant scheint eine Umschaltung zwischen Schaden, Heilung und anderen Kennzahlen zu sein. Was noch offen ist: mehrere Fenster, detaillierte Aufschlüsselung nach Fähigkeiten, prozentuale Anteile, Tode und eingehender Schaden. Ohne diese Tiefe wird es für Raid- und M+-Analyse schwierig, mit klassischen Tools wie Details mitzuhalten.
Frames, Gruppenansicht und das große Fazit zur Midnight-UI
Spieler- und Ziel-Frames, sowie die Gruppenansicht sind im neuen Standard Interface bereits brauchbar, aber noch weit weg von „perfekt“. Gruppen lassen sich horizontal oder vertikal darstellen und nach Rolle, Gruppe oder Alphabet sortieren. Eingehende Heilung, Debuffs, Bedrohung – all das lässt sich einblenden. Das reicht für viele Spieler völlig aus, lässt aber wenig Platz für echte Individualisierung.
Sichtbar wird das etwa an den Porträts der Einheitenframes, die sich nicht deaktivieren lassen. Auch Ressourcen-Anzeige (wie Heilige Kraft, Rage, etc.) ist funktional, aber nicht besonders elegant gelöst. Hier werden Addons vermutlich weiterhin ihre Daseinsberechtigung behalten – sofern der neue Addon-Rahmen das zulässt.
Unterm Strich macht das Standard Interface von WoW Midnight aber mehr richtig als falsch. Das Design wirkt modern, viele frühere Addon-Funktionen wandern direkt ins Spiel, und der Abklingzeitenmanager samt Bosswarnungen ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber früheren Erweiterungen. Gleichzeitig fehlen wichtige Komfortfunktionen: vollständiges Ausblenden der Hauptleiste, dynamische Buff-Bars, nutzbare gestapelte Nameplates und ein wirklich tiefes Damage-Meter.
Für mich fühlt es sich so an: Wenn Blizzard den aktuellen Kurs hält und weiterhin Feedback aus der Beta ernst nimmt, kann das Standard Interface zu einer echten Alternative zu großen UI-Paketen werden. Perfekt wird es zum Release vermutlich nicht sein – aber gut genug, um Midnight ohne Plugin-Zoo zu spielen. Genau das werde ich weiter testen, verfeinern und am Ende auch mein eigenes Layout darauf aufbauen.
Wenn dich das Thema Interface genauso packt wie mich, probier das neue UI selbst aus, experimentiere mit den Optionen und überleg dir, auf wie viele Addons du wirklich verzichten willst. Und wenn du Lust hast, das gemeinsam durchzugehen oder deine Meinung loszuwerden:
Komm gern auf meinen Discord-Server, um über das Thema zu sprechen: https://discord.marvolomania.de/