Wenn ein neues Open-World-RPG auftaucht, bin ich normalerweise skeptisch. Noch ein Gacha-Spiel, noch eine leere Welt, noch ein generischer Kampfstil? Where Winds Meet hat mich da allerdings eiskalt überrascht. Das Wuxia-Action-Adventure kombiniert fordernde Kämpfe, irre Bewegungsfreiheit und eine unglaublich dichte Welt, in der du wirklich jede Hütte betreten kannst – und fühlt sich dabei eher nach „Next-Gen Blade & Soul trifft Sekiro und Genshin“ an als nach dem nächsten 08/15-F2P-Titel.
Was ist Where Winds Meet überhaupt?
Where Winds Meet ist ein kostenloses Wuxia-Open-World-Action-RPG, das sich klar an PC- und PlayStation-Spieler richtet. Du spielst in einem chinesisch inspirierten Fantasy-Setting, erkundest eine riesige Welt, kämpfst gegen knallharte Bosse und entscheidest selbst, ob du eher als Einzelgänger unterwegs bist oder dich in Dungeons, Raids und PvP stürzt.
Besonders spannend: Das Spiel bietet sowohl einen Singleplayer-fokussierten Modus als auch jede Menge Multiplayer-Features. Du kannst die komplette Welt solo genießen, hast aber auf Wunsch Zugriff auf Fünf-Spieler-Dungeons, Zehn-Spieler-Raids, verschiedenste PvP-Modi und sogar Gildenhousing.
Gameplay & Kampf: Sekiro-Vibes im Wuxia-Gewand
Beim Where Winds Meet Gameplay fällt zuerst der Kampf auf. Hier wird nicht stumpf draufgehauen, sondern pariert, ausgewichen und Haltung gebrochen:
- Posture-System: Ähnlich wie in Sekiro hat jeder Gegner eine Art „Haltungsleiste“. Wer gut pariert und Druck macht, bricht die Haltung und öffnet Fenster für massive Schaden-Spitzen.
- Paraden und perfekte Ausweichrollen: Timing ist alles. Perfekte Dodges triggern Zeitlupen, perfekt getimte Deflects räumen ordentlich an Haltung ab und fühlen sich extrem befriedigend an.
- Waffenvielfalt: Du kannst zwischen zwei Nahkampfwaffen und einem Bogen wechseln. Dualblades, Speer, Großschwert, Fächer oder sogar ein Regenschirm – jede Waffe bringt eigene Skills und Kombos mit.
- Mystic Arts: Besondere Fähigkeiten, die bestimmte Boss-Attacken kontern oder ganze Muster aushebeln. Klingt nach Gimmick, spielt sich aber wie ein wichtiges Werkzeug im Endgame.
Die Kämpfe sind überraschend hart. Selbst auf empfohlener Schwierigkeit können die ersten großen Bosse ordentlich fordern. Wer die höheren Stufen wie „Expert“ oder „Legend“ wählt, bekommt eher Soulslike-Niveau als gemütliches Story-Klopfen präsentiert. Positiv: Du wählst zu Beginn, ob du eher eine ARPG- oder MMORPG-Steuerung bevorzugst und kannst deinen Schwierigkeitsgrad anpassen.
Welt & Erkundung: Wenn die Open World der eigentliche Star ist
Die größte Stärke von Where Winds Meet ist für mich die Welt. Sie wirkt nicht wie eine hübsche Kulisse, sondern wie der eigentliche Hauptcharakter.
Ein paar Dinge, die sofort auffallen:
- Jedes Gebäude ist betretbar: Kein „Deko-Haus“-Spam. Du kannst in Läden, Wohnhäuser, Badehäuser, Tempel und mehr hinein. Innen stehen NPCs, es gibt Interaktionen, Verstecke, manchmal sogar kleine Geheimnisse.
- Kartenfortschritt & Map-Completion: Zonen lassen sich prozentual abschließen. Dafür erledigst du Weltaufgaben, findest Schätze, löst Rätsel und schaltest Schnellreisepunkte frei.
- Bewegung im Wuxia-Stil: Wandläufe, Klettern, Doppelsprünge und später sogenannte Lightness-Skills, mit denen du gefühlt halbe Gebirge überspringst oder wie ein menschlicher Gleiter durch die Luft fliegst.
- Optionale Dungeons & Rätsel: In der Welt findest du versteckte Dungeons, Puzzle-Gebäude, Rätsel mit chinesischen Schriftzeichen oder clever versteckte Mechaniken. Oft warten keine Cutscene-relevanten Bosse, sondern Spezialfähigkeiten, Technik-Upgrades oder besondere Belohnungen.
Was ich extrem mag: Erkundung wird ständig belohnt. Ein zufälliges Bären-Event bringt dir eine neue Kampfkunst, ein versteckter Tempel schaltet eine Assassinen-Fähigkeit frei, ein abgelegener See führt zu einer ungewöhnlichen Nebenquest. Es fühlt sich eher nach „Oh, schon wieder abgelenkt“ als nach stumpfem Sammel-Checklisten-Abklappern an.
Charaktere, Cosmetics & Housing: Fashion-Soul in Wuxia-Form
Der Charaktereditor von Where Winds Meet gehört zu den ausführlichsten, die ich seit Jahren gesehen habe. Du kannst:
- zwischen sehr vielen Presets wählen,
- jede Gesichts- und Körperpartie mit Slidern feinjustieren,
- Fotos hochladen, aus denen das Spiel ein ungefähres Abbild deiner Person bastelt,
- oder komplette Community-Designs übernehmen, die andere erstellt haben.
Dazu kommt ein massives Cosmetic-System mit:
- Outfits mit mehreren färbbaren Zonen,
- Rückenteilen, Effekten, Spezialfrisuren, Reittierskins und Bootsskins,
- Gacha-Pools für limitierte Skins, aber ohne direkten Powerboost.
Später schaltest du sogar Housing frei. Du platzierst Gebäude und Deko nach Lust und Laune in der Welt, nicht nur in einer instanzierten „Taschen-Dimension“. Aktuell sind die Bauoptionen noch überschaubar, aber das System hat Potenzial. Zusammen mit dem Foto-Modus – inklusive Filtern, Farbprofilen und kompletter UI-Ausblendung – lädt das Spiel fast schon zum virtuellen Fototourismus ein.
Multiplayer, Social Features & PvP
Wer mehr will als Solo-Abenteuer, bekommt ordentlich Futter. Where Winds Meet PvP und Co. sind erstaunlich umfangreich:
- Instanzen & Raids: 5-Spieler-Dungeons und 10-Spieler-Raids mit klassischem Koop-Fokus.
- Ranked PvP: 1v1, 3v3 und 5v5, plus ein 30-gegen-30-Gildenmodus auf einer dreispurigen Karte mit Türmen – wirkt fast wie ein MOBA im MMO.
- Battle-Royale-Variante: Eine Art Wuxia-BR, in der du Ausrüstung auf der Map lootest und dich in einer Instanz mit vielen Spielern misst.
- Minispiele: Wrestling, Angeln, Musikperformances, Karten- und Brettspiele, Bounty-Hunting oder sogar PvP-Gefängnisausbrüche.
- Beziehungen & Heilerkarriere: Du kannst soziale Werte mit NPCs und Spielern aufbauen, Krankheiten oder Knochenbrüche auskurieren lassen, andere als Heiler behandeln oder langfristige Bindungen bis hin zur Spieler-Ehe eingehen.
Das alles steht auf einer klaren F2P-Basis: Das Spiel selbst und zukünftige DLCs sollen kostenlos bleiben, Monetarisierung läuft über Cosmetics, Gacha-Skins und einen Battle Pass mit zeitlich begrenzten Belohnungen. Wer zu stark unter FOMO leidet, wird an den Limited-Skins trotzdem etwas zu knabbern haben.
Stärken, Schwächen und für wen sich Where Winds Meet lohnt
Natürlich ist nicht alles perfekt. Ein paar Punkte, die aufgefallen sind:
- UI-Überladung: Menüs in Menüs in Menüs. Viele Funktionen liegen tief verschachtelt. Bis man alles intus hat, braucht es Geduld.
- Parry-Timing: Die visuelle Anzeige für konterbare Attacken ist nicht immer konsistent. Manchmal fühlt sich ein „perfekter“ Input trotzdem zu früh an.
- Netzwerk & Lag: In Testphasen kann PvP spürbar laggen, was bei einem timingbasierten Kampfsystem doppelt schmerzt.
Auf der Habenseite stehen dafür:
- eine extrem lebendige Welt mit riesiger Weitsicht,
- komplexe, aber faire Bosskämpfe mit echten Lernkurven,
- freie Erkundung ohne künstliche Barrieren,
- ein kompletter Singleplayer-Erlebnisstrang – plus tonnenweise Multiplayer on top,
- und ein sehr großzügiges F2P-Modell ohne Pay-to-Win-Stats.
Wenn du Wuxia magst, Sekiro-artige Kämpfe spannend findest, Freude am Erkunden hast und nichts gegen ein paar Gacha-Cosmetics hast, solltest du Where Winds Meet definitiv auf deine Wunschliste setzen.
Fazit: Where Winds Meet im Blick behalten – besonders als RPG-Fan
Where Winds Meet fühlt sich an, als hätte jemand Blade & Soul, Genshin Impact, Sekiro und Red Dead Redemption 2 in einen Mixer geworfen und daraus ein gewaltiges Wuxia-Open-World-Abenteuer gebaut. Die Kämpfe sind fordernd, die Welt ist vollgestopft mit Geheimnissen, die Bewegungsfreiheit ist herrlich übertrieben und die Social-Features sind so kreativ, dass sie selbst unter MMO-Veteranen auffallen.
Ja, die UI braucht Feinschliff, und wer empfindlich auf Gacha und Battle Pass reagiert, wird sich daran stoßen. Trotzdem hinterlässt das Spiel aktuell den Eindruck eines der ambitioniertesten chinesischen Wuxia-Open-World-Projekte überhaupt – und das bei einem komplett kostenlosen Grundspiel.
Wenn du auf epische Open Worlds, anspruchsvolle Kämpfe und eine Prise verrückte Freiheit im Stil von „GTA im alten China“ stehst, solltest du Where Winds Meet im Auge behalten und dich selbst in diese Welt stürzen.